Erstes Fazit der Veranstalter

Die Verantwortlichen, Gudrun Scheiner-Petry, Barbara Gruß, Martin Simon, Hagen Fried, ziehen ganz spontan ein erstes Fazit.

Die Beiträge können Sie auch als Tondokument wahrnehmen.


Gudrun Scheiner-Petry

Ich möchte beginnen und vor allem zwei Eindrücke mit Ihnen teilen. Schon längst unterwegs zu einer Ehrenamtskirche - Fragezeichen. So war unser Kongress betitelt und wir haben an diesem Begriff der Ehrenamtskirche richtig gearbeitet und diskutiert. Er hat richtig funktioniert, weil er uns angeregt hat, uns auseinanderzusetzen und uns auch zu positionieren. Ich habe als roten Faden in diesem Kongress wahrgenommen, jetzt zuletzt bestätigt auch durch die Wort-Wolke, dass das gemeinsame Miteinander ganz groß war. Wir reden nicht von einer ehrenamtlichen Kirche, wir reden auch nicht von einer hauptamtlichen Kirche, sondern wir reden von einer Kirche, in der wir verbunden sind. Sehr pointiert hat es gestern Stefan Reimers eingebracht, der von Haupt- und Ehrenamtlichen in Verbundenheit mit allen Christenmenschen gesprochen hat. Gemeinsam stellen wir uns Herausforderungen und gemeinsam gestalten wir Zukunft von Kirche. Das ist für mich ein roter Faden. Und jetzt geht es natürlich auch um die Frage: Wie, wie geht das denn? Wie machen wir das dann?

Und da gibt es für mich zwei Ebenen. Das eine ist eher eine handwerkliche Ebene. Da geht es um Kommunikation, um Information. Da geht es um Rahmenbedingungen, von den Ansprechpartner*innen bis zum Geld. Das ist eine Ebene, die total wichtig ist. Und da gibt es einige Hausaufgaben, glaube ich, die wir mitnehmen auf verschiedenen Ebenen.

Was mir gestern noch mal sehr wichtig geworden ist, was ich auch als persönlichen Auftrag mitnehme, das war die existenzielle Ebene. Miteinander stehen wir gerade in umwälzenden Veränderungs-/ Transformationsprozessen unserer Kirche. Es geht um Abschiede, es geht um wirklich tiefgreifende Veränderungen. Und das lässt uns nicht kalt. Das fasst uns an, das fasst unsere Gefühle an und wie wir das Miteinander gut bewältigen - das nehme ich als Anregung und auch als Auftrag mit.

Der zweite rote Faden für mich war immer wieder die Ermutigung: Probiert etwas aus, traut euch zu Unfertigem! Das lasse ich mir gerne auch noch mal sagen. Das nehme ich mit für unsere Arbeit hier im Amt für Gemeindedienst: nochmal wirklich Dinge auszuprobieren, Projekte auszuprobieren, Projekte anzuregen, auch sie zu begleiten, sie auszuwerten und sie dann mit anderen zu teilen.

Es geht also nicht so sehr um das ganz große Meta-Konzept, sondern es geht darum auszuprobieren, Erfahrungen zu machen, Fehler machen zu dürfen. So weit meine meine ersten Eindrücke.


Barbara Gruß

Was sich für mich verstärkt hat an diesen anderthalb Tagen ist tatsächlich das Stichwort „Ehrenamt braucht Hauptamt“ und umgekehrt. Wir verstehen uns als Miteinander, wir sind miteinander Kirche. Dieses Verständnis steht für mich jetzt im Fokus. Wir wissen uns gemeinsam auf dem Weg in die Zukunft. Dazu braucht es die passenden Haltungen und dazu braucht es vielleicht immer wieder neu die Rollenklärung und -vergewisserung. Gerade bei Hauptamtlichen braucht es den Blick darauf, was genau die Aufgabe in der Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen ist, vermutlich mehr Koordination und Begleitung als bisher. Ich glaube, und das ist das, was ich für mich ganz konkret als Auftrag mitnehme: Es heißt „dranbleiben“. Daran, dass das Thema immer wieder in der Ausbildung vorkommt, dass Ehrenamt in der Ausbildung von Hauptberuflichen Platz hat, damit später das Miteinander gut gelingen kann. Und vielleicht ist der Weg dahin tatsächlich übers gemeinsame Arbeiten an Themen, so wie wir es jetzt exemplarisch an diesem Kongress gemacht haben.


Martin Simon

Ich denke, die Baustellen, aber auch die Dauerbaustelle sind einfach noch mal klarer geworden. Und ich bin dankbar, dass jetzt mal konkretere Schritte formuliert wurden, wie es weitergehen kann. Das soll für mich der Kongress auch ausstrahlen. Was mir persönlich viel gebracht hat war der Perspektivwechsel: von Außen zu hören, dass wir an manchen Stellen in der bayerischen Landeskirche ganz gut unterwegs sind und auch dankbar zu sehen, dass wir in gewisser Weise ganz schön privilegiert sind und Pfunde haben, mit denen wir als Kirche wuchern können. Dass man sich bei uns engagieren kann, auch wenn es zum Beispiel nur in einem Projekt ist. In der Feuerwehr gibt es nicht „mal sechs Wochen hier“ oder „ein halbes Jahr dort“. Bei uns kann man sich auch engagieren, wenn es in der Hüfte zwickt und in den Knien weh tut. Und wenn man schon ein bisschen älter ist. Das ist durchaus auch 1 Pfund, mit dem wir wuchern können.

Was ich als persönlichen Auftrag mitnehme: das sind meine zarten Pflänzchen in der Arbeit „Gemeinsam leiten“ im Kirchenvorstand, im Dekanat, in der Landeskirche, die Kurator*innen und das Modell Ehrenamtlicher Vorsitz im Kirchenvorstand. Das passt nicht überall, aber da, wo es passt sollte man es auf jeden Fall viel stärker gießen und wachsen lassen und bekannt machen. Wenn das Miteinander Ehrenamtliche und Hauptberufliche leitet und wenn Ehrenamtliche Erfahrung und Beratungskompetenz einbringen - das sind auf jeden Fall Projekte, die Zukunft haben. Das nehme ich mit in diesen sonnigen Tag.


Hagen Fried

Als Vierter im Bunde hänge ich mich noch mal ganz gerne an das erste Votum von Gudrun Scheiner-Petry an. Was mich nach wie vor sehr beschäftigt ist der Begriff, mit dem wir gearbeitet haben: „Auf dem Weg zu einer Ehrenamtskirche“. Provokant? Die Formulierung war sicherlich nicht ganz richtig, aber notwendig, um gute Diskussionen auszulösen. So habe ich es erlebt. Aber er ist wahrscheinlich zu kurz gesprungen, um sich ein endgültiges Ziel oder eine endgültige Vision vorstellen zu können. Weil Ehrenamt und Hauptamt bei uns eng zusammengehören. Das, was für mich sehr, sehr eindrücklich hängen geblieben ist, sind an der Stelle die Bilder, die Herr Reimers vorgestellt hat. Er hat nicht von Ehren- und Hauptamtlichen gesprochen, sondern - ich habe es mir aufgeschrieben - ihm ging es um die Gemeinschaft der Engagierten. Also: Wenn das eine Vision sein könnte, wie Mitarbeitende, ob bezahlt oder unbezahlt, sich künftig verstehen: als eine Gemeinschaft von Engagierten unter unterschiedlichen Rahmenbedingungen, die man natürlich klären muss, aber zunächst mal als Gemeinschaft, das finde ich eine echte Vision. Ich hätte Lust, darauf hinzuarbeiten.